Nachdem wir im letzten Jahr eine wunderschöne Kultur- und Laufreise ins Königreich Jordanien unternommen hatten zog es uns dieses Jahr nach Nordafrika, ins Königreich Marokko. Mein Interesse galt der alten Kultur zwischen Mittelmeer, Atlasgebirge und der Wüste. Unsere Reise führte uns vom 25. Januar bis zum 1. Februar 2011 ins Land der Märchen aus 1001 Nacht. Bei den Geschichten aus "Tausendundeinernacht" handelt es sich um eine Sammlung von morgenländischen Erzählungen die zu einem Klassiker der Weltliteratur geworden sind. Bei den Erzählungen handelt es sich um eine Rahmengeschichte mit vielen Schachtelgeschichten. Es sind keine Märchen sondern eine Geschichtensammlung für Erwachsene mit zum Teil sehr erotischen Geschichten.
Lassen wir uns verführen in diese Traumwelt, denn Marokko ist ein Land voller Gegensätze. Obwohl das Land nur wenige Kilometer durch die Straße von Gibraltar getrennt ist empfängt das Land seine Besucher durch eine fremdartige Welt, dem Orient oder wie es früher hieß das Morgenland. Prunkvoll ausgebaute Königsstädte, breite Strände und ein sehr angenehmes Klima auch im Winter ziehen jährlich viele Millionen Touristen ins Land. Ende Januar Anfang Februar liegen die Tagestemperaturen um die 15 – 20 Grad. In der offiziellen Staatsbezeichnung heißt Marokko "al-Mamlaka al-Maghribīya" (Maghrebinisches Königreich), international jedoch heißt es Königreich Marokko was sich von der ehemaligen Hauptstadt Marrakesch ableitet. Die Amtssprache ist Arabisch, die Hauptstadt ist Rabat, die Staatsform ist eine konstitutionelle Monarchie mit dem Staatsoberhaupt König Mohammed VI. der auch Regierungschef ist. In einem königlichen Land gibt es auch Königsstädte. Von den vier Königsstädten Fès, Marrakesch, Meknès und Rabat werden wir im Laufe unserer Reise Marrakesch ausführlich kennenlernen.
Dienstag 25. Januar - Abfahrt zum Rhein-Main Flughafen nach Frankfurt. Das Auto kostengünstig parken, dann Einchecken und um 14:30 Uhr startet unsere Maschine nach Agadir Marokko. Nach einer Flugzeit von knapp 4 Stunden landen wir sicher auf dem Flughafen Al-Massira bei Agadir. Agadir liegt ca. 800km südlich von Tanger, oder 500km von Casablanca direkt am Atlantik. Er ist auch der erste Badeort Marokkos, mit 10km langem feinem Sandstrand und über 300 Sonnentagen im Jahr. Heute Abend unternehmen wir nur noch einen Strandspaziergang auf dem feinen breiten Sandstrand, der die ganze Nacht hell beleuchted wird.
Mittwoch 26. Januar - Nach einer geruhsamen Nacht heißt es für die Läufer, wer will kann mit Nils eine Runde an der herrlichen Atlantikküste drehen. Wer nicht will begibt sich gleich zum Frühstück.
Heute verlassen wir die Küste und fahren landeinwärts. Wir folgen der N 10 in östliche Richtung. Die Straße ist komplett asphaltiert und 4 spurig. Da Marokko das Analphabetentum stark runterdrücken will werden viele Nomaden an den großen Straßen angesiedelt. Sie können dort mit wenig Geld und Kredit Häuser bauen. Somit sind die Schulen nicht weit und man hofft, daß viele auch die Schule besuchen werden. So kommen wir im Laufe unserer 170 km langen Busfahrt an vielen kleinen und neuen Dörfern vorbei. Das interessante ist das es die Hauptstraße entlang viele Geschäfte gibt. Für unser Auge alles ein bunter Markt.
Kurz vor unserem heutigen Ziel der Stadt Quarzazate wollen wir Aït-Ben-Haddou besuchen. Wir machen Halt am Dorf Aït-Ben-Haddou und gehen zu Fuß durch die Siedlung und über den Fluß zur alten Festung. Aït-Ben-Haddou ist ein Dorf (Ksar) das aus sechs ineinander verschachtelten Kasbahs besteht. Diese eindrucksvollen Lehmburgen wurden gebaut aus gehäckseltem Maisstroh mit vermischtem Stampflehm das beim Begehen gut zu erkennen ist. Die von außen wie eine Burg wirkende Dorfanlage diente als Wohnhaus sowie als Wehr- und Speicherburgen für Familien und ganze Sippen. Durch unterschiedliche Muster der Türme und an den Wänden konnte man die unterschiedlichen Kasbahs auseinanderhalten. Heute verfällt dieses Ksar immer mehr obwohl es zum Weltkulturerbe der UNSESCO zählt. Es wird nur noch erhalten um als Filmkulisse zu dienen, wie z.B. "Sodom und Gomorrha", "Jesus von Nazareth" oder "Gladiator".
Nach einer ausführlichen Begehung geht es zurück zum Bus. Wir erreichen Quarzazate gegen Abend. Nach unserem Abendbuffee machen wir noch einen Spaziergang durch die Stadt. Wir finden nur Baustellen. Es ist eine Stadt aus Lehm und rotbrauner Farbe.
Donnerstag 27. Januar - Heute Morgen nehme ich am Lauf durch Quarzazate teil. Wir laufen in die Morgensonne und ich sehe, das Quarzazate doch noch mehr zu bieten hat wie Baustellen. Unser Lauf führt uns an der größten Sehenswürdigkeit von Ouarzazate vorbei, die im 18. Jahrhundert in Stampflehm erbaute Kasbah Taourirt. In dieser besonders großen Wohnburg leben heute noch Angehörige des Haouzi-Stammes. Gegründet wurde Ouarzazate 1928 als Garnisonsstadt der Fremdenlegion von der französischen Kolonialverwaltung. Heute ist der Ort zu einem großen Touristenzentrum geworden auch aufgrund des naheliegenden Stausees El-Mansour-Eddahbi. Quarzazate ist seit 25 Jahren ein lebendiges Filmstudio, denn irgendein Film wird hier immer gedreht.
Nach dem Frühstück heißt es heute per Bus weiter über die N10 vorbei am Stausee und Dades-Tal zur Todra-Schlucht. Wir befinden uns auf der Straße der Tausend Kasbahs. Es ist jedoch hier nicht so, das jeden Kilometer eine Kasbah an der Straße liegt. Man muß schon seine Augen offen halten, denn oft liegen sie einige Kilometer entfernt und sehen von weitem aus wie Sandburgen. Die (Sand)-Burganlagen oder Festungen der Berber sind in der Regel Gebäude aus Lehm errichtet und verfügen über einen mehrstöckigen Zentralbau, der von einer Wehrmauer mit Ecktürmen umgeben wird. Diese großen Anlagen sind meist Medinas (Altstädte) die sich die Stadtfürsten als Burganlagen ausbauen ließen.
Wir überqueren den Dades der auch der Eingang zur Dadesschlucht ist. Wir wollen jedoch direkt zur Todraschlucht und machen Halt kurz hinter den Dadestal in Bourmalne-Dadès. Von hier haben wir einen herrlichen Blick auf die Oase, den Ort mit seinen vielen Kasbahs und den Eingang zum Dadestal. Es geht per Bus weiter östlich zur Oase Tinerhir die am Eingang zur Todra-Schlucht liegt. Wir durchfahren die grüne Oase mit seinen vielen in den Hang gebauten Lehmhäusern. Die Straße wird für den Bus immer enger und die Felsen links und rechts immer höher. Hier am Südhang des Hohen Atlas hat der Fluss Todra eine bizarre Kluft in die Felsen gegraben. Bis zu 300 Meter steigen die Felswände von der Talsohle auf.
Für den Bus ist hier Halt. Während einige im Restaurant essen gehen machen wir uns zu Fuß auf ins Tal. In Reichweite von 10 Fußminuten reihen sich Händler an Händler und jeder spricht einen in allen möglichen Sprachen an. Wenn man nach ca. 10 Minuten die Enge der Schlucht verlassen hat gibt es die absolute Ruhe. Ab hier wird das Flusstal breiter und sonnig. Auf der anderen Seite des Flußes, abseits der kleinen Fahrstraße sehen wir Frauen wie sie ihre Wäsche im Fluß waschen, denn Wasser gibt es hier ganzjährig. Vor der Enge im hintersten Tal entspringt eine Quelle, die den Todra mit Wasser versorgt.
Wir durchlaufen das mit Oleanderbüschen und Palmen bewachsene Tal. Der kleine Fluß schlängelt sich durch große und kleine Felsbrocken. In den Felswänden sehen wir einige Kletterer. Im roten Farbenspiel der Berge befinden sich weiße Streifen die nach Salzablagerungen aussehen. Ab und Zu begegnet einem ein Auto das in die hintere Schlucht fährt. Ein Schild zeigt uns das sich am Ende des Tales ein Restaurant befindet. Ab da ist dann auch das Ende der ca. 13km geteerten Straße. Fahrzeuge können ab dort nur noch durch den Fluß weiterfahren weil es ab hier zu eng ist für eine Straße neben dem gemauerten Fußweg. Hier hinten nach nur 30 Minuten Fußweg befinden sich kaum noch Menschen, höchstens ein Auto kommt uns auf der schmalen Piste engegen. Unten am Fluß aalen sich Hunde in der Sonne. Gegenüber ist ein Bauer auf seinem Feld. Es ist eine wunderbare Ruhe in dieser schönen Tallandschaft.
Es geht per Bus zurück nach Tinghir. Die Stadt mit 30.000 Einwohnern befindet sich auf 1.400 m Höhe umgeben von Bergen. Ein sehr ländlich wirkendes Städtchen, dessen Einwohner trotz der vielen Touristen die die Todraschlucht besuchen vor allem vom Oasenanbau leben. Wir umfahren die Stadt um an die großen Oasengärten zu gelangen. Jetzt geht es zu Fuß über den Todra wo Frauen gerade ihre Wäsche im Fluß waschen. Wir biegen ab in die Felder. Kleine Pfade führen an Bewässerungskanälchen entlang durch Palmen- und Olivenwälder und Felder.
Auf dem Rückweg machen wir Halt und sehen zum ersten Mal die Blütenstände der Dattelpalme mit Früchten. Nebenan steht ein Eukalyptusbaum. Wir erreichen Quarzazate bei Dunkelheit. Essen, Trinken und Schlafen.
Freitag 28. Januar - Nach dem Frühstück heißt es heute auf übers Atlasgebirge. Wir verlassen den Ort über die N9 in westliche Richtung. Anfangs durchfahren wir eine noch recht grüne Landschaft mit vielen kleinen Dörfern. Hier ist das Haupttransportmittel der Esel neben den vielen Mopeds. Im Hintergrund sehen wir schon die 4000er mit ihren Schneebedeckten Spitzen. Je näher wir den Bergen kommen je kahler wird die Landschaft. Wir tauchen jetzt mit den ersten Serpentinen ins Atlasgebirge ein. Die Farben der Berge ändern sich fast mit jedem Kilometer. An den Hängen sehen wir noch alte Berberhäuser die nur noch zum Teil im Sommer bewohnt werden.
Das Atlasgebirge erstreckt sich über 2.300 Kilometer von Tunesien über Algerien bis in den Süden von Marokko. Die höchste Erhebung ist der Jabal Toubkal mit 4.165 Metern etwas südlich des Zentrums von Marokko. Im marokkanischen Teil liegen nicht nur die höchsten Berge des Atlasgebirges sondern auch von ganz Nordafrika.
Je höher wir in den Bergen kommen je kahler wird es, denn die jahrhundertelange Abholzung und Beweidung hinterließen ihre Spuren. Heute wachsen hier immergrüne Strauchgewächse wie Macchiabüsche, Korkeichen, Aleppo-Kiefern, Zedern, Wacholder und wilde Ölbäume. In Marokko speziell wachsen auch die Arganbäume. Durch das aufeinandertreffen von zwei Klimazonen ist die Tierwelt sehr unterschiedlich. Im Norden gibt es vereinzelt Wildschweine und Esel. Im Süden des Gebirges das in Wüstennähe liegt kommen Gazellen, Leoparden, Hyänen, Wüstenhasen, Springmäuse sowie Kleinreptilien und Schlangen vor.
Wir machen einem kurzen Fotostop auf der Passhöhe Col du Tichka bei 2.260 m Höhe. Hier auf dieser Höhe ist es Ende Januar so richtig kalt und wir wollen schnell weiter. Die N9 überquert hier die Berge zwischen Mittlerem Atlas mit max. 3.340 Metern Höhe und dem Hohen Atlas mit max. 4.165 Metern Höhe. Wir verlassen die Provinz Quarzazate und passieren ein paar kleine Dörfer wo den Bewohnern die Ziegen- oder Schafzucht hier oben immer noch als Lebensgrundlage dient. Überall wo es Parkmöglichkeiten gibt, gibt es Händler mit Mineralien und Tajinetöpfen. Unser Guide hat uns gewarnt, denn alle bieten "nur" Originale an. Also Vorsicht beim Kauf. Der Bus schlängelt sich an den Bergen entlang. Von weitem ist schon die Haouz-Ebene zu sehen. Wir kehren dem Atlas Gebirge den Rücken und es geht in Serpentinen langsam in die Talebene. Am frühen Nachmittag erreichen wir Marrakech.
Marrakech die fast 1000 Jahre alte "Perle des Südens", wie sie auch genannt wird. Sie war einst eine der vier Königsstädte Marokkos. Begonnen hat dieser Ort als Karawanenlagerplatz. 1062 baute Youssuf Ibn Taschfin die erste Moschee und Häuser und pflanzte riesige Dattelpalmenhaine an. Die Stadt wurde von den Almorviden ("Krieger an der Grenze" - Berberdynastie 1046 - 1147) und später von den Almohaden (Bekenner der Einheit Gottes" - Berberdynastie 1147 – 1269) weiter ausgebaut. Für den Namen gibt es verschiedene Erklärungen. Während alte arabische Chronisten es ableiteten von Mraksch, d.h. "die Stadt", ist Marrakesch auch ein Wort aus der Berbersprache was soviel wie "Das Land Gottes" heißt oder aus der Tifinasch-Berbersprache "Durchzugsland". Für viele Touristen ist sie die schönste und orientalischste Stadt Marokkos.
Da die Sultane die Eigenart hatten Paläste ihrer Vorherrscher zu zerstören blieb nur wenig aus dieser Zeit erhalten. Aus der Almoravidenzeit blieb die 12 km lange Stadtmauer erhalten. Aus der Almohadenzeit sind noch die alten Stadttore und das berühmte Minarett der Koutoubia-Moschee erhalten. Aus der Zeit der Saaditen, 16. Jahrhundert sind noch die Saadiergräber erhalten.
Wir machen Halt neben der Koutoubia-Moschee. Während viele essen gehen zieht es einige auf den Jemaa el Fna, den Platz der Geköpften, der ganz in der Nähe ist. Beim Betreten der Altstadt hat man das Gefühl in vergangene Zeiten versetzt zu sein. Der große dreieckige Platz Jemaa el Fna in der Innenstadt ist einmalig in Marokko und kommt so in keiner der arabisch geprägten Städte des Nordens vor. Der Name heißt "Versammlungsort der Toten" und wurde angeblich als Hinrichtungsstätte genutzt. Hier wurden die konservierten Köpfe der Hingerichteten noch monatelang auf dem Platz zur Schau gestellt. Auch wenn es so aussieht wie für die Touristen inszeniert stört es jedoch keinen. Störend sind manchmal nur die einem sehr bedrängenden Marrakschi, denn sie wittern einen Fremden und deren Geldbeutel. Die Wasserverkäufer in ihren malerischen roten Gewändern mit dem breitkrempigen Hut und der münzenbesetzten großen Geldtasche aus Leder sind das beleibteste Fotomotiv. Sobald man sich ihnen nähert fragen sie nach "Foto" und halten die Hand auf, denn nichts ist umsonst. Jedes Foto kostet hier Geld.
Wir haben keine Zeitmaschine erleben jedoch das Gefühl viele Hundert Jahre früher zu leben. Jetzt um 15 Uhr sind nur wenige Hundert auf dem Platz. Erst ab 17 Uhr füllt sich der Platz. Die wenigen Händler die schon hier sind sind äusserst aggesiv. Schon nach 5 Minuten habe ich die erste Schlange um den Hals und nur 5 Minuten später den ersten Pavian auf meiner Schulter sitzen. Nach einem kurzen Rundgang mit einem ersten Einblick in die Souks gehen wir zurück zum Bus. Jetzt sehen wir auch das 1. Plakat für den Marathon am Sonntag, das natürlich sofort auf den Chip gebannt wird.
Für heute Nachmittag stehen noch einige Besichtigungen auf dem Plan. Der Bus wartet auf uns an der Koutobia-Moschee, die in einem Palmengarten am Rande der Altstadt liegt. Sie ist die größte Moschee von Marrakesch und eine der ältesten Marokkos. Die im 12. Jahrhundert erbaute Moschee ist durch das 77m hohe prächtige Minarett auch das Wahrzeichen der Stadt und bis 30 Kilometer im Umland sichtbar. Dies Meisterwerk der Almohadenzeit aus dem 12. Jahrhundert in spanisch-maurischem Stil beeinflusste die Baumeister der Giralda in Sevilla und für den Turm Hassan de Rabat.
Der Bus bringt uns jetzt in die Nähe des Bahia-Palastes. Wir durchschreiten den äußeren Eingang hinter dem sich viele Blumen, Orangenbäume und ein blühender Bananenbaum befinden. Jetzt geht es in den eigentlichen Palast. Der Bahia-Palast ist ein architektonisches Labyrinth und eine Meisterleistung des marokkanischen Architektes. Der mächtige Großvesir Sidi Moussa ließ ein versponnenes und komplex verschachteltes System von Höfen und Gärten für seine bevorzugte Geliebte (daher auch der Name: La Bahia, "die Schöne") erbauen. Auf 8 Hektar ist ein Palast mit 160 Räumen entstanden. Das besondere hierbei ist, das im gleichen Palast seine 4 Ehefrauen, 24 Konkubinen und unzähligen Kinder mit untergebracht werden mussten, ohne das sich die Damen im Gebäude und den Höfen je begegnen. 1880 begann der Bau und nahm zehn Jahre in Anspruch. Es wurden hierfür die besten Handwerker des Königreichs mobilisiert. Besonders zu beachten sind die Schnitzereien aus Zedernholz und die üppig bepflanzten andalusischen Innengärten.Die Decken der einzelnen Räume sind prunkvoll und verführen einem zu unzähligen Bildern, denn jede Decke ist anders. Neben den wunderschön farbigen Holzarbeiten sind auch die Stuckarbeiten meist in weiß gehalten sehr filigran.
Per Bus geht es weiter zur Mdina. Unser Führer taucht mit uns in das Labyrinth von engen Gassen und unzähligen Läden ein. Die Altstadt mit den Bunten Souks, engen Gassen, Basaren, Gauklern, Bettlern sowie selbsternannten Führern, Handwerkern, Marktschreiern, den Wasserverkäufern in historischen Gewändern und Nomaden aus der Wüste lässt einen träumen in 1001 Nacht-Märchen. Aber daneben gibt auch die moderne Welt mit den vielen kamerabehängten Touristen und den elegant gekleideten Marokkanern, den jungen Mädchen in hochmodernen Jeans und daneben die tiefverschleierten Frauen. Hier leben moderne und alte Welt zusammen. In den Souks geht unser Guide mit uns in einen Herboriste Laden (Kräuterkenner). Hier werden uns in einem für uns reservierten Raum Heilkräuter, Salben, Wurzeln und Arganöl in bestem deutsch angeboten.
Das Stadtbild von Marrakech wurde stark verändert während der französischen Protektoratszeit (1912 - 1956). Außerhalb der traditionellen Medinas entstand im Norden angrenzend an die Palmeraie das Viertel für die marokkanische Oberschicht. Im Westen im Viertel Hivernage stehen die vielen Hotels. In der Medina stehen prachtvolle Palästen und Ruinen aus glanzvollen Zeiten. Hier wohnen die mittleren und unteren Einkommensschichten. Die Bausubstanz der Medina war schon am verfallen bis man in den 90er Jahren die kulturelle Bedeutung erkannte und den Tourismus förderte.
Was macht die Stadt so einzigartig, was zieht all die Künstler, Stars und Weltenbummler nach Marrakesch? Morgen am Samstag werden wir noch tiefer in die alte und neue Welt von Marrakesch eintauchen. Jetzt geht es per Bus ins Viertel Hivernage wo sich unser Hotel befindet.
Samstag 29. Januar - Nils hat heute Morgen zu einem Frühstückslauf aufgerufen und zwar zum Lauf des Veranstalters. Am Place du Harti gibt es die Startunterlagen, den Nachmeldetisch und einen Stand mit Laufbekleidung von internationalen Veranstaltungen. Heute Vormittag finden auch einige Läufe für Kinder statt, die ganz begeistert bei der Sache sind.
Bei unserem internationalem Frühstückslauf ca. 4km bekommen wie einen weiteren Eindruck in die bessere Wohngegend der Stadt. Viele Touristen, besser gesagt Lauftouristen nehmen heute Morgen an diesem Lauf teil und so wird so manches Wort mit anderen Läufern gewechselt. Schade nur das alle gerannt sind als wollten sie den Frühstückslauf gewinnen. Nach dem Lauf gibt es das Sponsorwasser Sidi Ali.
Der Bus holt uns nach dem Lauf wieder am Hartiplatz ab. Wir ziehen uns schnell im Bus um und weiter geht es jetzt zum 2. Teil unserer Stadtbesichtigung. Auf unserem Plan stehen die Besuche des Menara-Garten und der Saadieten Gräber.
Die Menara-Gärten von Marrakesch sind etwa 3 Km außerhalb der Stadtmauer und heute ein öffentlicher Park. Im 12. Jh. wurden sie als Olivenplantage durch die Almohaden angelegt. Eine Lehmmauer umgibt diese Gärten mit dem Menara-Pavillon an einem Wasserbecken in dem sich viele Karpfen vergnügen. Das Lustschlösschen mit seinem grünen Pyramidendach ist ein beliebtes Postkartenmotiv und soll Sultan Sidi Mohammed als Rückzugsort gedient haben, wenn er ungestört mit einer Geliebten sein wollte. Da diese Jungfrauen danach nicht mehr gesehen wurden entstand die Geschichte das sie in das Wasserbecken geworfen wurden und ertrunken sind. In den Karpfen sollen ihre Seelen weiterleben weshalb diese auch nicht gefangen werden. Im großen Wasserbecken sollen angeblich die Soldaten schwimmen gelernt haben bevor sie mit ihren Booten auf Raubzüge gingen. Tolle Geschichten aber wir sind ja auch in der Welt der vielen Märchen und Geschichten. Gegenüber von dem Pavillon sind große Tribünen und davor im Wasser Holzstege. Hier fand bis 2007 die Licht- und Ton-Show 'Al Menara' statt. Seit 25 Jahren sind die Menara Gärten Weltkulturerbe und man hat damit gedroht den Status abzuerkennen wenn man nicht auf die Show verzichtet. Neben dem Menara Garten sind auch die Altstadt von Marrakesch und die Agdal-Gärten auf der Liste des Weltkulturerbes der UNESCO.
Es geht per Bus zurück in den südlichen Teil der Medina. Wir durchfahren die äußere Stadtmauer und halten am schönsten und ältesten Stadttor der inneren Stadtmauer dem Bab Agnaou. Durch das große alte Stadttor betreten wir kleine Gassen mit Handwerkern die in ihren Geschäften arbeiten. Dies war früher die alte Almohaden-Kasbah (1185-1190). Durch verschiedene Gassen erreichen wir die Außenmauern der Moulay Al Yazid Moschee. Das Minarett ist noch prächtig erhalten, an der Moschee wird z.Zt. fleißig restauriert.
Ein kleiner unscheinbarer Eingang daneben führt uns zu den Saaditengräbern. In diesem ehemaligen Garten der Kasbah-Moschee wurden schon früher Emire und Sultane beerdigt. Erst durch die Saaditen wurde sie zur königlichen Nekropole umgebaut. Die Gräber die vermutlich im 17. Jh. von Sultan Ahmed Al-Mansour erbaut wurden, wurden 1917 wiederentdeckt und zugängig gemacht. Aus heutiger Sicht kann man sagen glücklicherweise hat Sultan Moulay Ismail diese Totenstadt nicht zerstört, obwohl zu damaligem Zeitpunkt dies üblich war alle Prunkbauten der Vorherrscher zu vernichten und selbst neue prunkvolle Paläste und Gebäude zu errichten.
Die Saaditen ("die Edlen") wanderten am Beginn des 14. Jhs. von der arabischen Halbinsel in Südmarokko ein, und herrschten von 1610-1641 in Marrakesch als erste Scharifen-Dynastie. In der Nekropole ruhen vier Sultane und über 60 weitere Angehörige. Um das zentrale Wasserbecken sind vier großen Bauten (Grüner Pavillon, Goldener Pavillon, Kristallpavillon und der Koublat el Hayzuran). Die Mausoleen sind sehenswert wegen der prächtigen Ausstattung mit Carrara-Marmor und andalusisch anmutendem Mosaik- und Stuckwerk. Der Prunkvollste Raum ist der Saal der Zwölf Säulen aus weißem Carrara-Marmor.
Schon am frühen Nachmittag geht es zurück zum Hotel denn viele Läufer wollen den Rest des Nachmittags ruhen, wegen dem Lauf morgen früh. Eine kleine Gruppe von 6 Personen, wir wollen nochmal in die Altstadt in die Souks. Zu Fuß geht es die ca. 2-3 Kilometer in die Innenstadt. Wir steuern den Platz Jemaa el Fna an, denn dahinter beginnen die Märkte. Rudi wollte Gewürze kaufen und so begeben wir uns in die Souks. Während wir uns unterhielten das einer unserer Gruppe noch Gewürze kaufen will haben wir schon einen Führer. Der junge Mann kennt einen Laden der gute und günstige Gewürze hat. Er will kein Geld er führt uns zu einem Freund. Wir vertrauen ihm und folgen ihm durch das Labyrinth der Souks. Wir wechseln x-mal die Richtung und kommen durch Gassen die nur 2 Meter breit sind. Und dann stehen wir vor einem Laden wo uns ein junger Mann in gutem Deutsch empfangt und uns ausführlich berät. Wir kaufen Gewürze und fragen nach dem Weg raus aus den Souks zum Platz Jemaa el Fna.
Nach einer präzisen Angabe kommen wir vorbei an der ältesten Koranschule Marokkos, der Medersa Ben Youssouf. Für die Muslime ist die 1120 fertiggestellte Moschee Ben Youssouf eines der wichtigsten Bauten der Stadt. Die heute restaurierte Medersa ist mit ihrem wunderschönen hölzernen Portal und den zahlreichen Kachelmosaiken sehenswert.
Wir kommen über kleine Märkte durch enge Gassen, wo es auch Camäleons und Schildkröten zu kaufen gibt, zurück auf den Jemaa el Fna. Die Stadt bietet dem Touristen ein sehr buntes Bild aus Menschen und Palästen. Die Herrscher von Marrakesch ließen gewaltige Bauwerke errichten nicht nur zur Ehre Allahs sondern auch zur Demonstration ihrer eigenen Größe Das Zusammenspiel von Palästen, Moscheen und den vielen Menschen in den Souks bilden die einzigartige orientalische Medina, die Altstadt. Die engen Gassen sind nur für Fußgänger und Eselskarren und heute den vielen Mopeds gemacht. Wir Europäer bauen unsere Städte indem wir die schönen Seiten unser Häuser zur Straße zeigen. Hier in der Medina ist das anders, die meist schmuck- und fensterlosen Mauern wirken abweisend. Pompös verzierte Tore lassen jedoch immer wieder erahnen, welch architektonische Juwelen sich hinter den schroffen Fassaden verbergen. Die Medina wird von einer 19 Kilometer langen, bis zu zwei Meter dicken und neun Meter hohen Stadtmauer umgeben. Dieses Bauwerk war früher auch nötig zum Schutz der Handelskarawanen und der Bevölkerung.
Heute ist die Medina und der Jemaa el Fna ein lebendiger Ort orientalischen Treibens. Viele Händler die häufig aus alten Wüstenvölkern stammend bieten hier ihre kulinarischen Köstlichkeiten, Gewürze oder ihrer traditionellen Kleider, Stoffe und andere Waren an. Akrobaten und Gaukler zeigen ihre Kunststücke. Auch einen Gebiss- und Zahnverkäufer treffen wir auf dem Marktplatz. Jetzt gegen Abend finden sich hier viele verschiedene Künstler ein, wie die Musiker, die mit den traditionellen Instrumenten der Berber und anderer Wüstenvölker ihr Publikum verzaubern. Unter prunkvollen verzauberten Gewändern sieht man Nike Socken, Jeans oder Adidasschuhe. Auf dem oberen Teil des Platzes werden in Windeseile Garküchen aufgebaut. Hier sieht man meist nur die Einheimischen um günstig zu essen. Es werden nur traditionelle Gerichte angeboten, wie z. B. die Linsensuppe, gegarter Hammel oder auch riesige Berge von Schnecken. Viele Zuschauer umringen den Schlangenbeschwörer, der durch sein jahrhundertealtes Handwerk seit jeher die Menschen fasziniert. Eine große Menschentraube umringt den alten Geschichtenerzähler der die Menschen mit seinen Worten und Gesten fasziniert. Bei den Berbern wird diese Kunst über Generationen in den gleichen Familien weiter gegeben. Beim Zuhören (ich verstehe jedoch kein Wort) werde ich in die Welt des "Kleinen Muck" versetzt, obwohl dies ein Märchen von Wilhelm Hauff ist. In der Verfilmung von 1944 wird man in die Welt orientalischer Märchen versetzt. Der Waisenjunge Muck muss das Haus verkaufen, um die Schulden seiner verstorbenen Eltern zu zahlen. Als die Prinzessin Mareile und ihr Bruder, Prinz Goldhaar, entführt werden, macht der kleine Muck sich auf die Suche. Er befreit die beiden Königskinder aus den Fängen einer bösen Hexe und kassiert die stolze Belohnung des Königs.
Marrakesch ist die Stadt der Berber, der Könige sowie der Händler und Handwerker und die Spuren sind überall gegenwärtig. Es beginnt eine weitere Reise in 1001 Nacht. In der besonderen Architektur der Stadt spiegelt sich das Erbe der Berber wieder, denn einige Straßenzüge der Medina scheinen sich in ihrem Verlauf an den Bauten der berberischen Oasensiedlungen zu orientieren. Außerhalb der Stadtmauern erwarten uns schöne angelegte Gärten. Dazu morgen mehr, denn einen Teil werden wir per Pedes kennen lernen. Zurück zum Hotel, Abendessen und Schlafen, denn morgen ist Marathontag.
Sonntag 30. Januar - Heute ist Marathontag. Wir stehen schon sehr zeitig auf, denn um 6:30 Uhr will ich frühstücken. Für die Frühaufsteher gibt es ab 4 Uhr Frühstück. Unsere Begleitpersonen haben noch Zeit und können den Tag langsam angehen. Es hat schon die ganze Nacht geregnet und regnet immer noch. Überall gibt es große Pfützen rund ums Hotel. Nach dem Frühstück nehmen wir unsere Laufsachen und machen uns um 7:45 Uhr zu Fuß auf den Weg zum Startplatz. Wie wir das Hotel verlassen hat es aufgehört zu regnen. Die Straßen sind noch sehr nass auf dem Weg zum ca. 1,5 km entfernten Startplatz auf der Avenue Mohammed VI.. Am Startplatz finden wir ein buntes Läuferfeld. Die Teilnehmer sind europäisch und arabisch bunt gemixt, so ähnlich wie beim "Dead Sea Marathon" in Jordanien. Die Franzosen haben jedoch die Überhand heute.
Wir stehen auf der Avenue Amir Moulay Rachid und erwarten in wenigen Minuten den Startschuss. Es ist 8:30 Uhr Nun ist es soweit, der Tag der Wahrheit. Reicht mein Kurztraining um den Marathon zu überstehen? Es wird mein Auftakt zur Marathonsaison 2011. Laut Veranstalter soll es ein flacher und damit schneller Rundkurs sein, der mit Jones Counter vermessen ist.
Es ist 8:39 und langsam kommt Bewegung ins Feld. Um 8:43 durchlaufe ich die Lichtschranke. Jetzt gehts los. Der 22. Internationale Marrakesch Marathon ist gestartet. Er steht unter der Schirmherrschaft von seiner Majestät König Mohammed VI, in Zusammenarbeit mit dem marokkanischen Sport-Ministerium. Das große Teilnehmerfeld von rund 4.500 Läufern bestehend aus Halbmarathon und Marathon setzt sich langsam auf dem Boulevard in Bewegung. Das Zeitlimit beträgt für den Marathon 5:30 h und den Halbmarathon 03:00 h.
Schon nach einem kurzen Stück von 500 Metern biegen wir ab auf die breite und mit Palmen bepflanzte Avenue Mohammed VI. Diese herrlich wunderbar bepflanzte Prachtstraße ist 9 km lang wird auch gern am Abend von den Einwohnern zum flanieren genutzt. Die Strecke führt jedoch nur ein kurzes Stück auf der einen Seite des Boulevards entlang. Wir sind im Hotelviertel und kommen schon nach 1,3 km neben unserem Hotel vorbei.
Kurz danach passieren wir das Congresszentrum sowie das Königliche Theater. Vor der herrlichen Prachtfassade des Bahnhofs biegen wir links ab in die Avenue Hassan II. Wo gestern noch ein Krach aus Autos und Mopeds war ist heute Ruhe. Es werden für die Läuferschar die Fahrzeuge angehalten, wir haben Vorfahrt. Die Mopeds fahren ausserhalb der Straße und an den Kreuzungen stehen sie in erster Reihe vor den Autos. Auf der gesamten Strecke stehen alle hundert Meter Uniformierte. Man hat das Gefühl bewacht zu werden, oder hängt das mit den Unruhen in Tunesien zusammen (Marrakesch –Tunis 1800km). Vielleicht will man uns auch beruhigen, damit wir unsere 42,195 km ungestört laufen können.
Da ich viel am fotografieren bin werde ich von einigen Läufern angesprochen. Da ich jedoch kein arabisch außer Schukran (Danke) und Afwam (Bitte) kann versuche ich es mit ein paar Brocken englisch. Da das auch nicht hilft, hilft ein freundliches Lächeln und positive Gesten. In Marokko ist die Amtssprache hocharabisch obwohl knapp die Hälfte der Bevölkerung "Darija" eine Kreolsprache spricht. Etwa 50-70% der Marokkaner sprechen einen der drei Berberdialekte. Französisch ist die Bildungssprache und wird ab dem 3. Schuljahr als Zweitsprache gelehrt. In den Großstädten wo viele Touristen sind wird auch teilweise englisch gesprochen.
Nach ca. 4km kommen wir in die Menara Gärten. Wir durchlaufen die große Olivenplantage und umrunden das Wasserbecken mit dem herrlichen Pavillon von Sidi Muhammad ibn Abdallah. Hier stehen große Gruppen von kleinen Kindern mit ihren gestrigen Startnummern um uns Läufer abzuklatschen. Schön die vielen strahlenden Gesichter in allen Hautfarben.
Wir verlassen den Park und kommen an die 1. Verpflegungsstelle. Hier gibt es das Wasser des Sponsors Sidi-Ali in 0,33l Plastikflaschen. Es ist eine Verschwendung bei 3-5 Schluck Wasser den Rest wegzuwerfen. An den nächsten Versorgungsstellen gibt es neben Sidi-Ali auch noch Orangen und Datteln. Alle 2,5km steht ein KM-Schild, leider stimmt der Abstand bis auf die ersten 4 Schilder nicht. Teilweise bis 1km später. Zweieinhalb Kilometer nach jedem Getränkestand folgt eine Schwammstation. Auch gut zu erkennen an den vielen hundert farbigen Schwämmen auf der Straße die zu durchlaufen sind.
Es geht weiter über die Avenue Gnassa und am großen Gebetsplatz vorbei. Kurz danach ist das 10km Schild sowie ein Metalltor zur Chipkontrolle. Weiter gehts paralell entlang der Stadtmauer bis wir nach ca. 11km über eine breite Straße durch die äußere Stadtmauer laufen. Auf der Straße gibt es blaue und weiße dicke Pfeile für die Laufrichtung. Die blauen für die Marathonis, die weißen für die Semis. Es kommt die erste Marathonweiche, halbe links ganze rechts.
Jetzt geht es innerhalb der Stadtmauer entlang vorbei an schönen Häusern zum Jardins de l'Agdal. Hier wurden bereits im 12. Jahrhundert die ersten Bäume gepflanzt und im 19. Jahrhundert wurden die Gärten in ihrer jetzigen Form angelegt und mit einer Mauer eingefasst. Marrakech hat viele solcher herrlichen Grünanlagen die mit Palmen, Granatapfel-, Orangen und Olivenbäumen bepflanzt sind. Immer wieder leuchten uns die Orangenbäume an. Die Straße ist noch nass aber es wird langsam wärmer.
Wir überqueren den Qued Issyl. Kurze Zeit später biegen wir vor der Stadtmauer ab und kommen in einen Strom aus Menschen. Es sieht so aus als wollten alle auf einen nahegelegenen Markt. Vor lauter Menschen sehe ich keine Läufer mehr. Jede Menge Eselsgespanne werden wegen uns Läufern angehalten und an den Rand befördert. Die Trillerpfeifen der Polizisten haben hier starkes Gehör. Auch die Autos werden zur Seite gepfiffen wenn Läufer entdeckt werden. Vorsicht ist hier aber allemal gegeben.
Kurz vorm königlichen Golfclub kommen wir wieder an die Stadtmauer und die Laufstrecke wird belebter. Hier kommen die Semimarathonis wieder auf unsere gemeinsame Strecke. Nun geht es kilometerlang an der Stadtmauer entlang. Zwischendurch stehen wieder Kinder die abgeklatscht werden wollen. Viele schöne bunte Bilder bewegen sich an der Stadtmauer entlang. Inzwischen trocknet die Straße immer mehr ab und ab und zu schaut auch mal die Sonne uns Läufern zu. Die Halb-Marathonis gehen schon zum größten Teil. Die Kinder an den Straßenrändern wollen alle Läufer abklatschen und haben hierbei viel Spaß.
Kurz vor Km 20 verlassen uns die Semis wieder und biegen ab in die Stadt. Unser Weg führt uns ein Stück über die Route des Féz. Es geht links ab und zwischen hohen Mauern durch hinterndenen riesige Hotelanlagen mit allem Komfort, Golfplätzen, Schwimmbädern und anderen Freizeiteinrichtungen versteckt sind. Die "kleineren" Anwesen dazwischen sind die prachtvollen Paläste der Reichen was auch an den Eingangsportalen zu erkennen ist. Die Securities vor den Eingängen schauen mit versteinerten Mienen den Läufern zu.
So ca. 4 -5 Kilometer geht es durch die Straßen der großen Eingangsportale bis wir bei ca. Km 26 an den Stadtrand die Palmerie kommen. Rechts die Stadtmauer links die Palmen. Am Straßenrand sitzen in Djellabas gekleidete Männer und warten auf Touristen für einen Ausritt mit ihren Dromedaren. Die Trampeltiere haben alle gelb-orange leuchtende Sitzdecken und bilden so ein herrliches buntes Bild. Es erinnert an das, was Marrakesch ursprünglich einmal war: ein Karawanenlagerplatz. Bis kurz vor Km 29 geht es an der Palmerie entlang mit den bunten Bildern der Dromedare.
Wir laufen auf den Palmeraie Golf Palace Resort zu. Die nächsten 2km folgen wir dem Golfplatz in westliche Richtung. An der nächsten großen Kreuzung heißt es für uns nicht links nach Marrakech sondern rechts über eine alte schmale Brücke Richtung Casablanca die fast einen Kilometer lang ist. Am nächsten Kreisel geht es in spitzem Winkel gen Süden auf die Route de Casablanca. Es kommt das letzte Eisentor zur Chipkontrolle 10km vorm Ziel. Die Straße ist sehr breit und der Blick unendlich obwohl es Richtung Stadt geht. Die Sonne ist durch und die Straßen sind alle trocken. Die Temperaturen erreichen so um die 18-19 Grad. Obwohl wir eine Fahrspur für uns alleine haben brettern die stinkenden Mopeds an uns vorbei.
Nach dem passieren von einigen Tankstellen und Hotels kommen wir langsam zu den ersten Wohnquartieren. Zuschauer gibt es hier kaum aber dafür viele hupende Autos. Die Polizisten halten unsere Fahrspur frei und wenn einer auf unsere Spur kommt wird er energisch zurückgepfiffen. Wir kommen auf den Boulevard Abdelkrim Al Khattabi der leicht ansteigend ist. Er hat zwei leichte Linksknicke und wirkt unendlich. Wir belaufen ihn 8km bis kurz vor den Bahnhof. Hier biegen wir am Königlichen Therater links ab ein kurzes Stück über die Avenue Hassan II. und dann über die Avenue du President Kennedy am Park und Stadion El Hardi vorbei.
Mein Garmin sagt mir 42,2 km aber noch kein Ziel in Sichtweite. Es geht nochmal um eine Ecke und dann nochmal nach links und dann sehe ich das Ziel in 300 Metern Entfernung. Jetzt durch die letzte Eisenbrücke und endlich stehenbleiben. Das war heute doch hart für mich mit dem wenigen Training, aber ich habe es geschafft noch innerhalb der Sollzeit von 5:30. Die Bruttozeit ist 5:24:45, die Nettozeit ist 5:21:07 für 42,7km.
Ich erhalte meine Medaille umgehängt und bekomme noch einige Mandarinen und Mineralwasser hinterm Ziel gereicht. Auf der Strecke gab es an den Verpflegungspunkten Mandarinen, Datteln, Rosinen. Der Blick über die Zielstraße hinaus geht zur Koutoubia-Moschee und im Hintergrund die weißen Spitzen des Atlasgebirges.
Im Ziel sind 663 Männer und 126 Frauen beim Marathon und 2874 Männer und 597 Frauen beim Semimarathon in den Ergebnislisten. Nun zurück zum Hotel und die Füße ein wenig schonen, denn in 1 ½ Stunden wollen wir noch den Garten des französischen Malers Jaques Majorelle besuchen. Um 15 Uhr war ich im Ziel um 16:30 Uhr geht es weiter. Der Bus bringt uns zum schönsten der vielen Gärten in Marrakech zum Jardin Majorelle.
Der französische Maler Jaques Majorelle (1886-1962) kaufte 1924 das Gelände und pflanzte um sein Atelier einen botanischen Garten. Aus allen fünf Kontinenten fanden Pflanzen, Bäume und Riesenkakteen ihren Platz. Auf Täfelchen sind die lateinische Bezeichnung und das Ursprungsgebiet zu finden. Er erschaffte ein schattiges Paradies voll zwitschernder Vögel. Die Gebäude sind in einem knalligen Blau gestrichen. Die Fenster erhielten einen weiß-gelben Anstrich. Eingesäumt ist alles von lila Bougainvilleen. Nach seinem Tod kaufte es der Modeschöpfer Yves Saint Laurent und machte es für die Öffentlichkeit zugänglich. Wir durchschreiten den Garten unter meterhohen Bambus und unser Kamerachip beginnt zu wimmern so schnell hat man 50 tolle Motive auf ihm gebannt.
Am Abend gibt es noch eine interne Siegerehrung und unser allabendliches Buffett. Nun heißt es schnell ins Bett, denn morgen erwartet uns unser letzter anstrengender Tag.
Montag 31. Januar - Nach einem langen und sehr ausführlichen Frühstück heißt es heute per Bus zu unserem letzten Reiseziel der Stadt Essaouira an die Atlantikküste. Die Stadt liegt etwa 170km nördlich unseres Reisebeginns Agadir und ca. 170km von Marrakesch entfernt.
Wir folgen der N8 in westliche Richtung. Es geht wieder über die Landstraße vorbei an vielen kleinen Orten mit ihren Geschäften und Basaren. In der Nähe von Chichoua machen wir einen Zwischenstop. Gegenüber des Cafes gibt es eine komplette Siedlung mit asphaltierten Straßen, Bürgersteigen, Straßenlaternen nur die Häuser fehlen noch. So ist halt die Besiedlung typisch Marokko. Nicht zu vergessen der unendliche Plastikmüll entlang der gesamten Straßen, außerhalb der Städte. Sollte hier mal einer auf die Idee kommen das zu recyceln hatte er Rohstoffe ohne Ende.
So eine Busstunde vor Essaouira sehen wir die ersten Ziegen in den Arganbäumen. Sie sind in schwindelnde Höhe geklettert für eine Delikatesse, die Arganfrucht. Aus dieser Frucht wird auch das goldene Arganöl gewonnen. Hier noch ganz traditionell in handbetriebenen Pressen. In der Gastronomie und Kosmetik wird es viel genutzt wegen seinem intensiven Geruch und dem hohen Gehalt von Tocopherolen (Vitamin E).
Gegen Mittag erreichen wir die Anhöhe vor Essaouira die uns hier zu Füßen liegt mit dem herrlich blauen Atlantik im Hintergrund. Wir sind wieder am Wasser und fahren den endlos wirkenden breiten Sandstrand den Boulevard Mohammed V. entlang, zum Hafen und den Festungsanlagen.
Essaouira (Die Vollendete) geht auf eine frühphönizische Gründung aus dem 7. Jahrhundert zurück. In den nächsten rund tausend Jahren lebten nach den Phöniziern, die hier Purpurschnecken gezüchtet haben sollen, auch Römer, Vandalen sowie verschiedene Berberstämme. Ab dem 16. Jahrhundert ließen sich hier die Portugiesen nieder und begannen mit dem Festungsbau der Hafenanlage. Den jetzigen regelmäßigen Grundriss verdankt die Stadt dem französischen Gefangenen Ingenieur Théodore Cornut. Der Alawiden-Sultan Sidi Mohamed Ben Abdallah beauftragte ihn mit der Planung der Festung und Hafen sowie einzelner Stadtteile. Heute leben in der Stadt ca. 75- bis 80-tausend Einwohner die hauptsächlich von Fischfang (überwiegend Sardinen und Seeaal) und dem Fremdenverkehr (wegen dem ganzjährigen hervorragenden Klima) leben.
Am Hafen beginnen wir unseren Rundgang. Hier herrscht ein buntes und lebhaftes Treiben denn die Fischer sind zurück. Die vielen blauen Fischerboote geben ein herrliches Fotomotiv ab. Wir gehen durch die Stadtmauer und sehen auf den Mauern wie die Fischer den Fischen die Eingeweide rausreissen und dann sofort an wartende Käufer verkaufen. Es gibt überall Möwen die auf ihre Leckerei warten.
Wir laufen über den Place Moulay Hassan auf dem im Sommer schon seit über 10 Jahren das beliebte internationale Gnawa-Festival stattfindet, das neben der internationalen Musik, dem Jazz und dem Blues die Musik der Gnaoua in den Vordergrund stellt. Die Gnaouamusik stammt ursprünglich aus dem Senegal, Sudan und Ghana und wurde mit den schwarzen Sklaven im 16. Jh. nach Essaouira gebracht. Für Freunde der Weltmusik die Adresse.
Eine schmale Gasse direkt an der Stadtmauer führt uns zur Artillerie-Plattform La Sqala de la Kasbash mit seinen alten europäischen Kanonen. Von hier aus hat man einen wunderschönen Blick auf die Medina, den Hafen und den Atlantik. Auch hier in der Medina gibt es einen großen Markt der sich über viele Straßen und Gassen innerhalb der Stadtmauer zieht.
Interessant war auch heute wieder der Alleingang durch die Gassen und zwar dorthin wo man keine Touristen mehr sieht, sondern die Marokkaner unter sich sind. Hier gibt es Bilder die für uns bizarr und ungewöhnlich sind. Die kleinen Geschäfte mit einer Vielfalt von Farbe und handwerklicher Kunst oder die Geschäfte mit Obst, Gemüse, Fleisch, Kleidung, Elektro und sonstigem Plastik für Haus und Wohnung. Ende Januar werden hier schon frische Erdbeeren angeboten. Auch ein großer Handkarren voller frischer Pfefferminze ist für unser Auge sehr ungewöhnlich.Der besondere Lacher bei uns ist natürlich das Angebot von "Viagra Express Naturel" oder "Viagra pour Femme" und auch "Aphrodisiague Pour Homme" und auch "Aphrodisiague Pour Femmes". An einem anderen Stand gab es auch noch "Viagra Turbo Homme".
Auch hier in Essaouira gibt es viele schöne Riads die zum Teil als exklusive Restaurants ausgebaut sind. Ein Blickfang sind die Blauen Haustüren die typisch für diese Blaue Stadt am Meer sind. Da wir noch etwas Zeit haben gehen wir nochmal in den Hafen und sehen den Fischern zu. Man glaubt kaum wie schnell hierbei 2-3 Stunden vergehen. Nun heißt es Abschied nehmen von dieser herrlich weissen Stadt und ab über die N1 nach Süden. Die Straße windet sich in vielen Schleifen durch das leicht gebirgige Land. Kurz hinter Tamri kommen wir durch mehrere Bananenplantagen und über mehrere Serpentinen runter an die Küste. Hier gibt es sehnswerte hohe Sanddünen die direkt in den Atlantik verlaufen.
Wir halten einen letzten Halt und es folgt noch das obligatorische Gruppenfoto. Dann ab in den Bus durch den Tamri Nationalpark. Jetzt wird es dunkel und wir wollen noch den Sonnenuntergang fotografieren. Dann ist Ruhe im Bus. Am Horizont sehen wir viele helle Lichter das muß Agadir sein, aber bis dahin ist es noch fast eine Stunde. Beim Abendbuffett gibt es die ersten Verabschiedungen, denn einige werden schon um 6 Uhr zum Flughafen fahren.
Dienstag 01. Februar - Da unser Heimflug erst um 19:45 Uhr startet haben wir heute noch Zeit und können die Stadt bzw. Strand erkunden oder einfach nur Atay oder Kaffee in einen der vielen Cafe- und Teehäuser genießen. Nach dem Frühstück begeben wir uns Richtung Strand. Es ist schon heute am morgen sehr warm, um die 20 Grad und herrlicher Sonnenschein.
Wir flanieren über die herrliche Strandpromenade und haben einen atemberaubenden Panoramablick über die gesamte Bucht. Die 1505 von portugiesischen Seefahrern gegründete Stadt wurde durch ein Erdbeben 1960 zerstört wobei rund 15.000 Menschen ums Leben kamen. Die alte Kasbah sowie die mit Zinnen bewehrten Befestigungsmauern wurden mit vielen historischen Gebäuden Opfer dieses Erdbebens. Unsere Seele hat genug Balsam wir lassen den Tag ruhig ausklingen.
Vor der Heimreise noch ein Blick in die marokkanischen Kochtöpfe. Intensive Düfte aus 1001 Nacht entströmen der marokkanischen Küche, die sowohl arabisch-islamisch als auch afrikanisch und europäisch geprägt ist. Das Nationalgericht ist der Couscous in vielen Kombinationen mit Hammel, Lamm und Geflügel sowie viel Gemüse. Die bekannteste Gewürzmischung ist das "Ras el Hanout", das aus 35 verschiedenen Zutaten besteht.
Das wahrscheinlich populärste Gericht ist die Tajine. In einem speziellen Tontopf wird Fleisch, Gemüse und Kartoffeln langsam gegart. Hiervon gibt es weit über 300 verschiedene Zubereitungsmöglichkeiten. Sehr lecker ist auch die Hairira-Suppe bestehend aus Linsen, Kichererbsen, Lamm, Tomaten und Gemüse. Dazu isst man häufig Datteln und Sesamkringel. Die in Salzlake eingelegten Oliven und eingelegten Zitronen gehören zu den Spezialitäten des Landes. In der marokkanischen Küche ist es auch üblich süßes und herzhaftes zu kombinieren. Für den Freund des Süßen danach gibt es Kab-el-Ghzal, "Gazellenhörnchen", ein mit Puderzucker oder Orangenblütenwasser verfeinertes Mandelgebäck. Auch süßer Couscous mit Puderzucker, gemahlenem Zimt, gerösteten Mandeln, Rosinen oder frischen Datteln wird gern gegessen. Das Nationalgetränk ist ein grüner Tee aufgebraut mit frischer marokkanischer Minze. Ein weiteres sehr beliebtes Getränk ist der Kaffee, der meist mit viel Milch und Zucker serviert wird. Wer lieber was erfrischendes möchte sollte sich an einem der vielen Fruchtstände z. B. ein Glas Orangensaft frisch pressen lassen.
Nun sind wir wieder am Flughafen Al-Massira und warten. Es ist 19:35 und unsere Maschine startet sogar 10 Minuten früher. Nach knapp 4 Stunden landen wir auf dem Flughafen Frankfurt bei 5 Grad Minus. Jetzt fängt es auch noch an zu schneien. Der Winter hat uns wieder.
02.02.2011 von Bernd Neumann
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