Reisebericht zur Erlebniswoche Swissalpine Davos

Was macht man als Flachländer in den Bergen? von Dr. Dirk Leutloff Panketal

Diese Frage habe ich mir einige Male gestellt, bevor ich mich zu diesem Event angemeldet habe. Meine Familie war eh` der Meinung, dass ich jetzt übermütig werde. Sicher, ich habe schon einige Marathonläufe gefinisht und mit dem langen Kanten des Rennsteigs und dem Jungfrau-Marathon auch schon ein paar Höhenmeter bezwungen, aber die Kombination aus hochlaufen und hoch laufen (Sertigpass 2739m) hat mir dann doch etwas „Angst“ gemacht.

Was soll´s – Herausforderungen sind ja schließlich das Salz in der Suppe. Da der Termin in den Sommerferien der Kinder lag, galt es natürlich auch diese Bedürfnisse zu berücksichtigen, aber da hatte ich Glück, denn gegen eine Urlaubswoche in den Bergen hatten sie nichts einzuwenden.

Nachdem wir bisher eher Individualreisende waren, haben wir uns erstmals einem Laufreise-Veranstalter angeschlossen. Vom ersten informellen Kontakt über die Reisebuchung und insbesondere auch die Berücksichtigung unserer familiären Sonderwünsche hat alles wunderbar funktioniert und so starteten wir eine Woche vor dem Event in Richtung Davos. Am ersten Abend traf sich die komplette Truppe erstmalig und ich war überrascht, was für ein bunter Haufen sich da angesammelt hatte. Mehrere hundert Jahre Lauferfahrung standen um mich herum, um bei bester Stimmung über die Herangehensweise an die unterschiedlichsten Strecken zu philosophieren. Denn fast alles wurde abgedeckt, vom 1,4km Kids-Lauf über den 10km Walk, den K30, den S42 und K42 bis hin zum Highlight, dem K78.

Nach kurzer Einführung und Vorstellung des Wochenprogramms durch Anke und Günter freuten wir uns (noch) auf die Streckenbesichtigung am Montag, denn wir waren völlig ahnungslos. Günter sprach von einer ca. 20 km langen entspannten Wanderung, hatte aber irgendwie die 1100 HM (K42/K78 – Streckenbesichtigung) vergessen zu erwähnen. Trotz durchwachsener Witterung haben wir dann einen unglaublichen ersten Eindruck dieser landschaftlich wundervollen Strecke erhalten, aber leider hat der steile Anstieg zur Keschhütte meine sportlichen Bedenken nicht zerstreuen können. Dienstag ist traditionell der Tag für´s Training von Berglauftaktik und Lauftechniken. Nach kurzer Anfahrt auf das Jakobshorn bekamen wir vom lokalen Guide viele hilfreiche Tipps und Tricks darüber vermittelt, wie man unfallfrei, zügig und kraftsparend im Gelände agieren kann. Ein abschließender Satz sollte jedoch hängen bleiben: „Der Berg gewinnt immer“.

Am Mittwoch war sozusagen sportlicher Ruhetag. Wir starteten unseren Gruppenausflug nach St. Moritz. Schon die Fahrt mit der Rhätischen Eisenbahn ist die Reise wert. Vor Ort bekamen wir trotz kleinerer Regenschauer viel zu sehen und erklärt und profitierten von den regionalen Kenntnissen von Anke und Günter. Insgesamt ein sehr kurzweiliger Einblick in die Welt der Reichen und Schönen.

Donnerstag – Ruhetag. Heute war zunächst jeder für seinen Tagesablauf selbst verantwortlich und wir als Familie nutzten die Zeit für einen gemeinsamen Ausflug ins Erlebnisbad von Davos, welches alles zu bieten hat, was man sich wünschen kann. Die Läuferbeine erhielten noch eine letzte Entspannungspause im gut geheizten Whirlpool. Am frühen Nachmittag ging`s zur Laufmesse, Ummeldungen tätigen, Startnummern abholen und in meinem Falle zusätzlich noch den Jüngsten für den Kids-Lauf in seiner Altersklasse anmelden. Kleine Anekdote am Rand. Ich bekam meine Startnummer mit 4 Sicherheitsnadeln und sonst nichts, mein Sohn dagegen einen vollen Sponsoren-Beutel mit allerlei Leckereien, einem Getränk und sonstigem Kleinkram. Da konnte man als Erwachsener schon neidisch werden, zumal man selbst für Geld nur relativ wenig Auswahl an Event bezogenem Merchandising geboten bekam. Trotz relativ überschaubarer Anzahl an Ausstellern und ambitionierten Preisen, gelang es trotzdem dem ein oder anderen mit einem Ausrüstungsschnäppchen wieder in die Unterkunft zu kommen.

Am Freitag war wieder Eigeninitiative gefragt und jeder nutzte den Tag nach seinen individuellen Vorstellungen. Der Familienausflug ging mit der Parsennbahn auf das Weissfluhjoch. Unser Highlight war dann jedoch die nachmittägliche sehr gut organisierte Kinderveranstaltung mit den Läufen in den jeweiligen Altersklassen. Unser Sohn lief motiviert mit und erhielt für seine tolle Leistung die offizielle Medaille des Swissalpine. Nicht ganz vorn platziert, aber auch nicht Letzter und als Belohnung etwas um den Hals – irgendwie waren das auch genau meine Ziele für den kommenden Tag.

Samstag – Raceday und der schönste und wärmste Tag der Woche. Als K42er konnte ich etwas länger schlafen und hatte dadurch die Gelegenheit den größten Teil unserer Reisegruppe bereits auf den ersten Kilometern anzufeuern, da die Mehrheit in Davos zeitgleich startete und die Strecke direkt an unserem Hotel vorbei führt. Nach einem guten Frühstück ging es dann per Bahn nach Bergün zum Start. In die Aufregung der individuellen Vorbereitung platzten dann die Spitzenläufer des K78, die wir bei ihrem Durchlauf bewundern durften. Pünktlich um 11 Uhr ging es dann los. Was für ein Tag. Rückblickend haben wir alles richtig gemacht, rechtzeitig angereist und akklimatisiert und mental gut vorbereitet durch die Streckenbesichtigung. Man wusste was kommt und kleinere Schwächephasen konnten dadurch gut kompensiert werden. Dass dann mein Zieleinlauf von tosendem Krachen und Blitzlicht begleitet wurde lag allerdings nicht an hunderten begeisterten Fotografen, sondern schlicht an einem aufziehenden Gewitter, welches mich auf den letzten beiden Kilometern begleitet hat. Glücklich und mit ordentlicher Zeitreserve lief ich Hand in Hand mit meinem kleinen Vortagessieger über die Ziellinie. Und auch an dieser Stelle kann man nicht genug die Leidenschaft von Anke bewundern, mit der Sie im mittlerweile kühlen Regen von Davos jeden Teilnehmer unserer Gruppe herzlich im Ziel begrüßt hat. Vielen Dank dafür.

Alle Teilnehmer unserer Reisegruppe haben das Ziel ihrer jeweiligen Strecke erreicht und das war ganz sicher nicht nur der individuellen sportlichen Vorbereitung zu verdanken, sondern auch der durch Anke und Günter vermittelten Lockerheit und Entspanntheit während der tollen Woche in Davos. Das Wort „Lauferlebnisreise“ welches auf der Homepage dafür verwendet wird trifft voll und ganz zu. Ich kann diesen Trip nur weiterempfehlen, es macht sehr viel Spaß – auch für Flachländer.

Liebe Anke, lieber Günter, vielen Dank und weiterhin viel Erfolg bei allen Events von Laufreisen. Wir sehen uns wieder – versprochen.

12.09.2016 von Dr. Dirk Leutloff Panketal

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